Das Kloster Mariaburg


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Das franziskanische Kloster Näfels von 1675 bis 2025

von Br. Paul Zahner OFM, Näfels

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 


Wo heute das Kloster steht, stand seit dem 13. Jahrhundert die Näfelser Burg. Von ihr aus herrschten die säckingischen Ministerialen und ab 1264 die Habsburger über das Glarnerland. In Freiheitskämpfen konnte die Burg 1352 erobert und zerstört werden. Mitten im Dorf blieb sie als Ruine stehen und gehörte der Bürgergemeinde (Tagwen) Näfels. Im 16. Jahrhundert war Huldrych Zwingli von 1506 bis 1516 katholischer Pfarrer von Glarus. Als er seine reformatorische Lehre zu entwickeln begann hat er weiterhin einen Einfluss auf das Glarnerland. Seit 1524 wurde im Glarnerland an einigen Orten in reformatorischer Absicht gepredigt. Im Jahre 1528 fand ein Bildersturm in einigen Glarner Kirchen statt. Im Jahre 1530 wurde der reformierte Glaube im Glarnerland anerkannt und 1532 wurden die Gemeinden aufgeteilt in Neugläubige oder Altgläubige. Nach verschiedenen Versuchen der Rekatholisierung des Glarnerlandes, die sich nicht durchsetzen konnten, wurde Näfels zum zentralen Ort der Altgläubigen.


Klosterwünsche
Die katholischen Bewohner/-innen des Glarnerlandes und seiner Umgebung suchten Unterstützung für ihren Glauben und hofften durch ein Kloster der volksverbundenen Kapuziner, eines Reformzweiges des Franziskanerordens seit 1525, die in ihrer Verkündigung viele Menschen zu gewinnen vermochten, diese Hilfe erhalten zu können. Schon im 16. Jahrhundert bis 1598 wird eine Klostergründung versucht. Ab 1661 planen die Fürstbischöfe von Chur ein Kapuzinerhospiz in Weesen, das auch einen Einfluss auf das zum Bistum Konstanz gehörende Glarnerland haben könnte. Die Glarner aber drängen auf ein Kloster im Glarnerland, in Näfels, und erhalten im Oktober 1674 die Bewilligung des Nuntius Odoardo Cibo. So empfängt der ortsansässige Klosterförderer Fridolin Freuler am 3. November 1674 die ersten beiden Kapuziner P. Gratian Weber und P.  Rudolf Reding aus dem Kloster Arth und bringt sie provisorisch im «Alten Letzihaus» des Gardehauptmannes Fridolin Hauser-Reding unter, das bald den Namen «Klosterhaus» oder «Kapuzinerhaus» bekommen wird. Monate später hat die Gemeinschaft schon sechs Kapuzinerbrüder. Reformierte Politiker versuchen einen Klosterbau aber zu verhindern.


Bau des Klosters und der Klosterkirche
Am 22. Juni 1675 beschlossen der Tagwen Näfels und die Kapuzinerprovinz Schweiz den Bau des Klosters Näfels, der bald danach mit dem Abbruch der alten Burgruine begann. Nach langen Verhandlungen stimmte auch der Reformierte Rat des Kantons Glarus zur Klostergründung zu, wenn die Kapuziner keine Rekatholisierungsversuche unternehmen würden. So begann der Tagwen Näfels, mit Katholisch Glarus und verschiedenen Gemeinden in Frondiensten das Kloster zu bauen. Der Kapuziner Br. Niklaus von Zuben als Bauleiter und die Kapuziner mit dem gesammelten «Bauschilling» versuchten für die Kosten aufzukommen. Seit dem 16. November 1676 konnten die Baubrüder im Kloster schlafen und die Kirche wird 1679 vollendet. Am 5. Oktober 1679 wird die Klosterkirche Näfels durch Weihbischof Dr. theol. G. Sigismund Müller, Generalvikar des Bistums Konstanz zu dem das Glarnerland kirchlich gehört, konsekriert. Das Provinzkapitel der Kapuziner in Sursee erhob das Hospiz Näfels 1680 zum Guardianat, also zu einem offiziellen Kloster der Schweizer Kapuzinerprovinz. In Erinnerung an die frühere Burg bekommt es den Namen «Mariaburg». Vor allem wegen der Vergrösserung der Klosterschule und der Zunahme der Berufungen zum Kapuzinersein musste auch das Kloster Näfels im 20. Jahrhundert ausgebaut werden und wurde 1932/1933 um eine Etage aufgestockt. Grundlegend renoviert wurde das Gebäude 1960-1963 und wurde im Konventsbau verlängert und damit vergrössert.


Dienste der Kapuziner
Die Kapuziner nahmen im Verlauf der Jahrzehnte verschiedene seelsorgerliche Dienste wahr. Sie machten in einem von der Kapuzinerprovinz vorgesehenen Klosterkreis in verschiedenen Pfarreien Sonntagsaushilfen, vor allem im Kanton Glarus, im Gaster, in Reichenburg und auf dem Urnerboden. Für einige Pfarreien im Kanton Glarus übernahmen sie auch für einige Zeit die Pfarrverantwortung. Besonders hielten sie Seelsorgeaushilfen in der Pfarrei Näfels. Ӧfters hielten sie Volksmissionen in verschiedenen Pfarreien, um dort das Evangelium neu und vertiefend zu verkünden. Bekannt war auch im Kloster Näfels die sogenannte «Klostersuppe» für arme Menschen, die an der Pforte um die Essenszeiten ausgegeben worden ist. Schliesslich wurde 1831 eine Lateinschule gegründet, die schliesslich zu einer Sekundarschule wurde und lange Zeit die beliebte «Klosterschule» des Kantons Glarus war. Im Jahre 1893/1894 wurde an der Büntgasse ein erstes Klosterschulgebäude gebaut, das 1914 aufgestockt wurde. Im Jahre 1953 wurde eine moderne Schulanlage mit Sportflächen neben dem alten Schulhaus gebaut und 1962 wurde das alte Schulgebäude durch einen neuen Bau ersetzt. An die Klosterschule konnten nur Knaben und keine Mädchen gehen. Nachdem immer weniger Eintritte in den Kapuzinerorden vorkamen und die Kosten für Laien-Lehrer immer höher wurden, musste sich die Kapuzinerprovinz über viele Jahre mit der möglichen Auflösung der Klosterschule auseinandersetzen. Schliesslich wurde die Klosterschule am 23. März 1984 durch die Schweizer Kapuzinerprovinz aufgelöst und die Gemeinde Näfels übernahm die Schulgebäude.


Drohende Aufhebung des Klosters im 19. Jahrhundert
Politische und religiöse Anfechtungen und Wirren bedrohten das Kloster Näfels in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Wie in anderen Kantonen wie Aarau oder Thurgau wurden an vielen Orten im 19. Jahrhundert aus politischen Gründen sehr viele Klöster aufgelöst, etwa die Kapuzinerklöster Frauenfeld und Baden, in dem der einflussreiche P. Theodosius Florentini OFMcap, der letzte Guardian war.  Im Jahre 1874 versuchte eine radikale Gruppe, der Casino-Verein Schwanden, unter Leitung von Nationalrat Dr. Niklaus Tschudi, die Auflösung des Kapuzinerklosters Näfels. Der Gemeinde- und Kirchenrat Näfels versuchte dies zu verhindern. Eine hitzige Landratssitzung vom 12. Januar 1875 diskutierte die Frage mit teils fanatischen Worten und spitzen Vorwürfen. Schliesslich gelang es dem reformierten Landammann Dr. Joachim Heer mit vermittelnden und die andere Meinung achtenden Worten die wertvolle religiöse Vielfalt im Kanton Glarus hervorzuheben und eine Mehrheit zur Toleranz gegenüber dem katholischen Kapuzinerkloster Näfels zu gewinnen. So wurde eine mögliche Aufhebung durch den Kanton Glarus abgelehnt. Dr. Heer wurde im gleichen Jahr 1875 Bundesrat und 1877 Bundespräsident der Eidgenossenschaft. Aus Ehre gegenüber diesem weisen und toleranten Landammann und seinem Einsatz für das Kloster hängt bis heute sein Porträt im Refektorium des Franziskanerklosters Näfels.


Klosterübernahme durch die Franziskaner OFM im Jahre 1986
Mit dem Wunsch ein grösseres Kloster zu übernehmen, in dem sich die Brüder treffen könnten, beschloss das Kapitel der Schweizer Franziskaner-Viceprovinz Christkönig das von den Kapuzinern in einem Dreiervorschlag an Klöstern angebotene Kloster Näfels im Jahre 1986 zu übernehmen. Sie mussten dafür einen Schweizer Franken bezahlen. Die Schweizer Franziskaner führten längere Zeit ihr Noviziat (Einführungsjahr) im Kloster Näfels, dann das Postulat. Sie übernahmen weiterhin seelsorgerliche Aushilfsdienste und waren längere Zeit auch Seelsorger im Spital Glarus. Auch den Dritten Orden, den Franziskanischen Säkularorden, die franziskanische Laiengemeinschaft, begleiten sie bis Heute und diese Gemeinschaft konnte in den letzten Jahren neu zu blühen beginnen. Das Kloster wurde zu einem Ort von Treffen der Viceprovinz und der späteren Kustodie, bot Angebote eines Fastenkurses, von Exerzitien oder Einkehrtagen für alle Interessierten an und ist bereit für ein Mitleben von «Kloster auf Zeit» für Männer und Frauen. Von 1999 bis 2004 wurde das Kloster restauriert unter Leitung des früheren Klosterschülers Architekt Gerhard Truttmann, mit Hilfe von Fridolin Hauser (Fridli Osterhazy) und Martin Laupper, die mit einem Klosterfest vom 13.-15. Mai 2004 die Renovationsbemühungen abschlossen. Schon 1994 wurde zur Vorbereitung der Renovation des Klosters und der Altersvorsorge der Brüder die Stiftung Mariaburg gegründet und 1998 der Verein der «Freunde des Klosters Mariaburg». Aus der Zeit der Klosterschule besteht weiterhin der Klosterschulverein ehemaliger Klosterschüler.


Auch heute stellen wir im Kloster immer neu die Fragen: Wie leben wir selber franziskanisch nach dem Evangelium Jesu? Wodurch können wir die Botschaft Jesu in der heutigen Welt umsetzen und konkret werden lassen? Auf welche Weise stehen wir am heutigen Tag im Dienst an den Menschen im Glarnerland und darüber hinaus?